Vom Gottesacker zum Stadtpark und die Bestattungskultur (Puschkinpark)

Diese Säulen gehörten früher zu einem Haus, in dem 300 Jahre lang der städtische Totengräber wohnte. Hier lag mal der Friedhof von Saalfeld. Das Gelände war ummauert, daher leitet sich der Name „Friedhof“ ab.

Früher war es üblich, die Toten auf dem Kirchplatz der Stadtkirche, also mitten in der Stadt, zu begraben. Doch als es dort zu eng geworden war, verlagerte man den Friedhof 1533 hierher, vor das Darrtor. Außerdem war die Bestattung der Toten außerhalb der Stadtmauer hygienischer als in der Stadt, nahe der Marktstände. In dieser Zeit hatten die Menschen große Angst vor der Pest. An dieser schlimmen Krankheit starb allein im Jahr 1542 jeder fünfte Saalfelder, das waren 477 Einwohner. Immer wieder kam der „Schwarze Tod“ in die Stadt. Deshalbund wegen der steigenden Bevölkerungszahl musste der Friedhof oft zur Saale hin erweitert werden.

Der Totengräber
Der Beruf hat eine lange Tradition. Eine würdevolle Beisetzung auf einem Friedhof wäre ohne den Totengräber nicht möglich gewesen. Seit 1575 lebte der jeweilige Totengräber mit seiner Familie in einem Haus, direkt hier an dieser Stelle. Er hatte die Gräber auszuheben, die Pforte neben seinem Haus morgens auf- und abends zuzuschließen und für Ordnung auf dem Friedhof zu sorgen. Im Mittelalter galt dies als ein verachteter, unehrlicher Beruf. Heute sind die Totengräber Angestellte der Friedhofsverwaltung.

Ein Platz im Wandel
Die Stadt wuchs. 1879 war dieser Friedhof wieder zu klein. Am Beulwitzer Weg, noch weit außerhalb der Stadt, entstand ein neuer Friedhof, der heute noch genutzt wird. Das Haus des Totengräbers wurde 1982 abgerissen, um die Straßenkreuzung zu erweitern. Nur seine Säulen erinnern an die alten Zeiten und spenden heute als Laubengang Schatten. Den einstigen Friedhof vor dem Darrtor verkaufte die Kirchgemeinde 1930 an die Stadt. Diese ließ hier einen Park anlegen. Seit 1949 heißt er „Puschkinpark“, nach dem russischen Dichter Alexander Puschkin. Die alten, oft prächtigen Grabmale wurden nach und nach abgerissen. Die Grabplatte des wichtigen Saalfelder Bürgermeisters Jacob Kelz aus dem Jahr 1556 steht heute in der Johanneskirche.

Heutige Friedhöfe in unserer Stadt
Auch der neue Friedhof am Beulwitzer Weg wurde ständig erweitert. 1909/10 entstand die Friedhofskapelle im Jugendstil, knapp 20 Jahre später wurde das Krematorium errichtet. Beide sind immer noch in Betrieb. Der Hauptfriedhof ist jedoch nicht der einzige städtische Begräbnisplatz. Andere Kirchen, wie die Siechenkapelle, und einige Dörfer, die nach Saalfeld eingemeindet wurden, haben noch heute eigene Gottesäcker. Derzeit gehören der Stadt zwölf Friedhöfe, vier weitere sind im Besitz der Kirchgemeinden.